Glossar zur digitalen Barrierefreiheit

Die wichtigsten Fragen zum Barrierefreiheitsstärkungsgesetz

Digitale Barrierefreiheit und das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) bringen zahlreiche Fachbegriffe mit sich, die für Nicht-Experten oft schwer verständlich sind. Unser Glossar übersetzt diese komplexe Terminologie in eine verständliche Sprache und erklärt Ihnen die wichtigsten Begriffe im Kontext des BFSG. So unterstützen wir Sie dabei, die Anforderungen an digitale Barrierefreiheit besser zu verstehen und praktisch umzusetzen.

Haben Sie einen Begriff, der hier fehlt? Kontaktieren Sie uns – wir ergänzen das Glossar regelmäßig.

  

A

Ein textbasierter Ersatz für Bilder und Grafiken, der deren Inhalt und Funktion beschreibt. Alt-Texte werden von Screenreadern vorgelesen und sind essenziell für Menschen mit Sehbehinderungen. Das BFSG verlangt aussagekräftige Alt-Texte für alle informativen Bilder auf Ihrer Website.

Eine Spezifikation des W3C, die zusätzliche Attribute für HTML-Elemente bereitstellt, um ihre Zugänglichkeit zu verbessern. ARIA-Attribute helfen Screenreadern, dynamische Webinhalte besser zu interpretieren und bieten Informationen über Rollen, Zustände und Eigenschaften von Elementen.

Hilfsmittel und Software, die Menschen mit Behinderungen bei der Nutzung digitaler Angebote unterstützen. Dazu gehören Screenreader, Bildschirmlupen, Spracherkennungssoftware, alternative Tastaturen und andere Eingabehilfen. Ihre digitalen Angebote müssen mit diesen Technologien kompatibel sein.

B

Die Eigenschaft einer Umgebung, eines Produkts oder einer Dienstleistung, von allen Menschen – unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Einschränkungen – nutzbar zu sein. Im digitalen Kontext bedeutet dies, dass Websites, Apps und andere digitale Angebote für alle Menschen zugänglich und bedienbar sein müssen.

Eine verpflichtende Erklärung auf Ihrer Website, die den aktuellen Stand der Barrierefreiheit dokumentiert, nicht barrierefreie Inhalte benennt und einen Feedbackmechanismus für die Meldung von Barrieren bereitstellt. Diese Erklärung ist ein zentrales Element zur Erfüllung der BFSG-Anforderungen.

Eine deutsche Verordnung, die konkrete technische Anforderungen für barrierefreie Informationstechnik definiert. Die BITV 2.0 ergänzt das BFSG und basiert auf den internationalen WCAG-Standards.

Das deutsche Gesetz, das die EU-Richtlinie 2019/882 (European Accessibility Act) in nationales Recht umsetzt. Es verpflichtet Unternehmen, ihre digitalen Produkte und Dienstleistungen bis zum 28. Juni 2025 barrierefrei zu gestalten.

C

Ein Sicherheitsmechanismus, der menschliche Nutzer von automatisierten Bots unterscheiden soll. Traditionelle bildbasierte Captchas stellen oft eine Barriere für Menschen mit Sehbehinderungen dar. Das BFSG erfordert barrierefreie Alternativen, wie z.B. Audio-Captchas oder logische Aufgaben.

Die Verwaltung von Nutzereinwilligungen für Cookies und Tracking. Im Kontext der Barrierefreiheit müssen Cookie-Banner und Einwilligungsformulare für alle Nutzer zugänglich und bedienbar sein, einschließlich Tastaturnutzer und Screenreader-Anwender.

Das Verhältnis zwischen der Helligkeit von Vorder- und Hintergrundfarben. Für barrierefreie Inhalte fordert das BFSG ein Mindestverhältnis von 4,5:1 für normalen Text und 3:1 für große Texte (über 18pt oder 14pt fett).

E

Die EU-Richtlinie 2019/882, die einheitliche Anforderungen an die Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen in der gesamten EU festlegt. Das BFSG ist die deutsche Umsetzung dieser Richtlinie.

Siehe auch Details unter BFSG-Regelungen.

Die europäische Norm für barrierefreie Informations- und Kommunikationstechnologie, die als technischer Standard für die Konformitätsbewertung im Rahmen des BFSG dient. Sie umfasst Anforderungen für Websites, Software, Hardware und elektronische Dokumente.

Siehe auch Details unter BFSG-Regelungen.

F

Eine visuelle Hervorhebung, die anzeigt, welches Element auf einer Website gerade den Fokus hat. Dies ist besonders wichtig für Tastaturnutzer, da sie so erkennen können, wo sie sich auf der Seite befinden. Das BFSG verlangt deutlich sichtbare Fokus-Indikatoren.

Der Prozess der Überprüfung von Benutzereingaben in Formularen. Barrierefreie Validierung zeigt Fehler klar an, erklärt das Problem verständlich und bietet Hilfe zur Korrektur – auch für Screenreader-Nutzer.

H

Die logische Struktur von Überschriften auf einer Webseite, von H1 (Hauptüberschrift) bis H6 (untergeordnete Überschrift). Eine korrekte Hierarchie ist essenziell für Screenreader-Nutzer, um den Inhalt zu verstehen und zu navigieren.

K

Die Möglichkeit, alle Funktionen einer Website oder Anwendung ausschließlich mit der Tastatur zu bedienen, ohne Maus oder andere Zeigegeräte. Dies ist eine Grundanforderung des BFSG, da viele Menschen mit motorischen Einschränkungen keine Maus verwenden können.

Nach BFSG-Definition Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz oder einer Jahresbilanzsumme von höchstens 2 Millionen Euro. Kleinstunternehmen sind von den BFSG-Anforderungen für Dienstleistungen ausgenommen, nicht jedoch für Produkte.

L

Eine besonders einfache und verständliche Sprachform, die komplexe Inhalte für Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder geringen Sprachkenntnissen zugänglich macht. Leichte Sprache verwendet einfache Wörter, kurze Sätze und verzichtet auf Fremdwörter und komplizierte Grammatik.

M

Die zuständige Behörde, die die Einhaltung des BFSG überwacht und bei Verstößen Maßnahmen ergreifen kann. Sie kann die Bereitstellung nicht barrierefreier Produkte oder Dienstleistungen einschränken oder untersagen und Bußgelder verhängen.

Beschreibende Daten zu Webseiten, wie Titel (Title-Tag) und Beschreibung (Meta-Description), die für Suchmaschinen und assistive Technologien wichtig sind. Barrierefreie Meta-Informationen müssen den Inhalt der Seite präzise und verständlich beschreiben.

Siehe Use Case KI-gestützte Meta-Informationen für mehrsprachige Unternehmenswebsite

R

Ein Webdesign-Ansatz, bei dem Websites so gestaltet werden, dass sie sich automatisch an verschiedene Bildschirmgrößen und Geräte anpassen. Responsives Design ist wichtig für die Barrierefreiheit, da es die Nutzung auf verschiedenen Geräten und mit verschiedenen Vergrößerungsstufen ermöglicht.

Eines der vier WCAG-Prinzipien, das fordert, dass Inhalte mit verschiedenen Browsern und assistiven Technologien kompatibel sein müssen. Robuste Websites verwenden validen Code und folgen Webstandards.

S

Eine Hilfstechnologie, die digitale Texte und Benutzeroberflächen in Sprache oder Braille-Schrift umwandelt. Screenreader sind essentiell für blinde und sehbehinderte Nutzer. Das BFSG fordert, dass Ihre digitalen Angebote mit Screenreadern kompatibel sein müssen.

Die Brailleschrift ist eine Blindenschrift, die international von Blinden und stark Sehbehinderten benutzt wird, da sie Schwarzschrift nicht oder nur schwer lesen können.

Die Verwendung von HTML-Elementen entsprechend ihrer inhaltlichen Bedeutung, nicht nur zu Layoutzwecken. Semantisches HTML (wie <nav>, <header>, <article>) verbessert die Zugänglichkeit für Screenreader und andere assistive Technologien erheblich.

Versteckte Links am Anfang einer Webseite, die es Tastaturnutzern ermöglichen, direkt zum Hauptinhalt oder zu anderen wichtigen Bereichen zu springen, ohne durch die gesamte Navigation zu navigieren. Skip-Links sind eine wichtige Komponente für die Tastaturzugänglichkeit.

U

Ein im BFSG verankertes Konzept, das Unternehmen von bestimmten Barrierefreiheitsanforderungen befreien kann, wenn deren Umsetzung mit unverhältnismäßig hohem Aufwand verbunden wäre. Die Beurteilung muss sorgfältig dokumentiert und regelmäßig überprüft werden.

W

Eines der vier WCAG-Grundprinzipien, das fordert, dass Informationen und Benutzeroberflächen so präsentiert werden, dass sie von allen Nutzern wahrgenommen werden können. Dies umfasst Alternativtexte für Bilder, Untertitel für Videos und ausreichende Kontraste.

Internationale Richtlinien des World Wide Web Consortium (W3C) für barrierefreie Webinhalte. Die WCAG 2.1 mit Konformitätsstufe AA ist der maßgebliche technische Standard für die BFSG-Umsetzung und umfasst die vier Grundprinzipien: Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit.

Neben den vier Ebenen gibt es drei WCAG-Konformitätsstufen:

  • A niedrigste Stufe, höchste Priorität
  • AA dies ist der Standard, der für gute Zugänglichkeit erreicht werden sollte
  • AAA höchste Stufe, niedrigste Priorität (relevant für zentrale Inhalte)

Software und Online-Dienste, die Websites auf Barrierefreiheit prüfen können. Diese Tools helfen Ihnen, potenzielle Probleme zu identifizieren, können aber eine manuelle Prüfung nicht vollständig ersetzen.